Ein einfacher Song mit einfachen Sequenzen

Wie mit VCV Rack verschiedene Stimmen erzeugt werden, war mir mittlerweile klar. Auch, wie man Sequenzer nutzt um Melodien und Rhythmen abzuspielen, war/ist kein Problem für mich. Aber was immer noch sehr schwer war: Ich bekam es einfach nicht hin, dass verschiedene Stimmen in irgendeiner Weise zusammenspielen, so dass es gut klingt. Mein Verdacht war, dass es daran lag, dass eine Stimme zu dominant ist, so dass für andere Stimmen gar kein Platz ist.

Also habe ich mich auf die Suche begeben und ein Video über den Stil der Berliner Schule gefunden:

https://www.youtube.com/watch?v=BE8rMsM3zLs (externer Link auf YouTube Video)

Von dort habe ich folgende Ideen mitgenommen:

  • Nicht jeder Step in der Sequenz darf einen Ton spielen. Es müssen genügend Pausen vorhanden sein.
  • Die Sequenzen sollten haben verschiedene Längen haben, so dass insgesamt nicht immer die gleichen Töne zusammen klingen.

Das war die Grundidee für einen neuen Patch, also probierte ich es mal aus. Das ist dabei herausgekommen:

The Run Is On – YouTube Video – externer Link

Es hört sich zwar ganz anderes an, als in dem Tutorial zur Berliner Schule, aber mir gefällt es trotzdem.

Wer möchte, kann sich den Patch von Patchstorage herunterladen und mit VCV ausprobieren.
https://patchstorage.com/a-simple-song-with-simple-sequences/ (externer Link zur Seite Patchstorage)

Den Patch gibt es in zwei Versionen – eine davon verwendet einige kostenpflichte Module, die andere nur kostenfreie Module.

Drei Sequenzen

Schritt eins bestand darin, drei Grundsequenzen zu erstellen. Dazu habe ich, wie immer, etwas auf dem Keyboard rumgeklimpert. Als erstes hatte ich die Bass-Sequenz mit 12 Steps:

G G# G G# G G# B G# F G# F G

Davon habe ich dann im Sequenzer drei Sequenzen erzeugt. Die anderen beiden sind entstanden, indem ich die Sequenz kopiert habe und um 4 b.z.w. 8 Noten nach oben transponiert habe. Mit dem Sequenzer FOUNDRY von IMPROMPT ist das einfach machbar.

Für die erste Lead-Stimme habe ich dann folgende Sequenz mit 24 Steps erstellt.

C D – – – – – – F G# – – – – – – – – – – B G# F_

Zur Erklärung: „-“ bedeutet einen leeren Step – also eine Pause und „_“ bedeutet, dass die gleiche Note verlängert wird. Da ich den Takt (Clock) auf x4 eingestellt habe, wird jedes mal eine 16tel Note gespielt (4/4 Takt -> 4 Beats pro Takt; x4 -> 4 Ticks pro Beat; 4*4 = 16). Die letzte Note (F_) ist somit eine 8tel.

Auch von dieser Sequenz habe ich zwei weitere Abwandlungen im Sequenzer erzeugt, indem ich sie kopiert und um 5 / 12 Notenwerte transponiert habe.

In der zweiten Sequenz sind viele Pausen, so das Platz für andere Stimmen ist. Da sich 24-Steps durch 12-Steps teilen lassen, passen die beiden Sequenzen zusammen, was ich ja eigentlich vermeiden wollte. Aber es gibt ja noch eine dritte Sequenz. Hier habe ich mich dann für 16-Steps entschieden und folgende Sequenz programmiert:

C – – F G# B – – D C – – – – C_

und auch diese zwei mal kopiert und um 5 / 12 Notenwerte transponiert.

zehn Sequenzen pro Track

Somit hatte ich neun Sequenzen: drei Grundsequenzen in jeweils drei Ausführungen. Diese habe ich im Sequenzer FOUNDRY abgelegt. Dieser Sequenzer hat 4 Tracks und kann somit vier Stimmen bespielen. Da ich auch mal eine Stimme komplett pausieren will, habe ich eine zehnte Sequenz hinzugenommen, die aus 16Steps Pause besteht. Diese habe ich als SEQ 1 in FOUNDRY angelegt und die anderen an Position SEQ 2 bis SEQ 10. Die 10 Sequenzen habe ich dann für die anderen drei Tracks kopiert, so dass jede Stimme alle Sequenzen spielen kann. Da ich noch mehr als vier Stimmen spielen wollte, habe ich dann das Modul FOUNDRY nochmal dupliziert, so das acht Stimmen möglich sind, auch wenn diese nicht unbedingt alle gleichzeitig spielen sollen.

Die verschiedenen Stimmen

Vom Behringer Model D war (und bin) ich sehr begeistert. Nur hat er den Nachteil, dass ich nur einen davon hab und dieser nur eine der Sequenzen gleichzeitig spielen kann. Auch das generelle Problem der meisten Hardware-Synths, dass die Einstellungen in keiner Weise gespeichert und abgerufen werden können, hat mich dazu bewogen, mehr Software zu verwenden. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass es für VCV Rack Nachbildungen gibt, auch wenn diese doch anderes klingen und nicht kostenfrei sind. Der Name Model V, Model X und Proton lässt schon vermuten, dass es hier Unterschiede gibt. Aber das Konzept und die Oberfläche ist schon sehr ähnlich zum Model D.

Model D Ersatz: Proton

Für den Bass und die erste Lead-Stimme habe ich dann noch eine Nachbildung mit VULT Modulen geschaffen, die sowie so anderes klingt und von mir auch bewusst anderes eingestellt wurde. Die Idee war, immer jeweils eine der beiden als Bass / Lead1 spielen zu lassen und so mehr Abwechselung rein zu bringen.

Alternativstimme mit VULT Modulen

Somit gibt es insgesamt fünf Stimmen, die von zwei Sequenzern gesteuert werden:

  • Bass-1 – SEQ 1 – Track A
  • Bass-2 – SEQ 1 – Track B
  • Lead-A-1 – SEQ 1 – Track C
  • Lead-A-2 – SEQ 1 – Track D
  • Lead-B – SEQ 2 – Track A

Track B-D von SEQ 2 stehen dann noch für Erweiterungen zur Verfügung. Jetzt fehlt noch ein Schlagzeug. Das hätte man zwar mit diesen Tracks steuern können, aber ich habe mich trotzdem für einen dritten (anderen) Sequenzer entschieden, da hier nur GATE Signale von Interesse sind und die Eingabe dafür im Modul DRUM SEQUENZER einfacher ist.

Schlagzeug Stimme

Auch hier habe ich drei Sequenzen für die fünf Schlagzeugstimmen eingegeben. Drei der Schlagzeugstimmen werden direkt angesteuert. Bei den anderen wird über ein bernouli gate (per Wahrscheinlichkeit) entschieden, ob die eine oder andere gespielt wird. Vier der Stimmen werden im Modul VCA MIX gemischt und gehen an den Hauptmixer. Die fünfte (CLOSED HI HATS) geht direkt an den Hauptmixer und kann in der Lautstärke dort entsprechend eingestellt werden.

Effekte

Die Stimmen Bass-1/2, Lead-A-1/2 und Lead B habe ich jeweils mit einer gleich aufgebauten Effektkette aus EQS, CHORUS und XFX REVERB versehen.

Effektkette

Grund, diese nicht hinter dem Hauptmixer zu platzieren, war, dass ich für das Schlagzeug keinen Effekt haben wollte und dieses trocken klingen sollte. Mittlerweile weiß ich, dass das auch anders geht und die Effektkette nur einmal benötigt wird (über das Modul AUXPANDER). Aber der vorhandene Patch hat den Vorteil, dass die Effektkette für jede Stimme separat eingestellt werden kann, auch wenn ich das nicht genutzt habe. Genauso wenig habe ich von den Einstellungen von EQS Gebrauch gemacht. Aber man kann ja noch Dinge am Patch ändern, ausprobieren und testen.

Steuerung der Sequenzen

Damit aus dem ganzen ein Song wird, müssen die Sequenzen abgespielt werden. Es reicht aber nicht, dass jede Stimme immer wieder die gleiche Sequenz spielt. Das würde zu eintönig klingen. Die Sequenzen sollen innerhalb der Stimme wechseln.

Hierzu würde sich der Songmode des Sequenzers FOUNDRY anbieten. Dort kann man die Sequenzen hintereinander reihen und dann in dieser Reihenfolge abspielen lassen.

Ich habe mich hier jedoch für eine andere Möglichkeit entschieden und nehme die Steuerung von außen vor. Zum einen ist das meiner Meinung nach übersichtlicher und transparenter und es wird noch weitere Vorteile haben, wie sich noch in einem der kommenden Beiträge zeigen wird.

Für die Steuerung habe ich das Modul SHAPEMASTER verwendet.

Steuerung durch SHAPEMASTER

In diesem Modul kann man acht Diagramme zeichnen. Die X-Achse stellt die Zeit dar und die Y-Achse eine Spannung, die an einem der acht Ausgänge CV zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgegeben wird. Da die abgespielte Sequenz eines Tracks in FOUNDRY mithilfe des Moduls FOUNDRY-X über eine Spannung eingestellt werden kann, eignet sich diese Spannung, um die Sequenz eines Tracks auszuwählen. Es muss nur dafür gesorgt werden, dass sich die Spannung im richtigen Bereich befindet. Dazu dient das Modul 8VERT. Es setzt die Spannung so herunter, dass dadurch eine der zehn Sequenzen ausgewählt wird.

Ein Kästchen in SHAPEMASTER entspricht somit der Erhöhung um „eine Sequenz“. Also die Nulllinie schaltet SEQ 1 für einen Track ein (diese Sequenz ist ja leer, somit ist nichts zu hören), ein Kästchen höher schaltet SEQ 2 ein und ein weiteres Kästchen höher SEQ 3 und so weiter.

Da es acht Diagramme in SHAPEMASTER gibt (eines für jeden Ausgang) könnten für die acht Tracks der beiden FOUNDRY Module die zu einem Zeitpunkt abgespielten Sequenzen über die Diagramme eingestellt werden. Hier ist es jedoch nicht so. Das achte Diagramm wird für den DRUM SEQUENZER genutzt. Auch bei diesem kann die Sequenz über eine Spannung gewählt werden, die allerdings in einem anderen Bereich liegt, weshalb der letzte Regler von 8VERT anders eingestellt wurde.

Damit die Sequenzen bei einem Wechsel nicht mittendrin abbrechen, wurde im Modul FOUNDRY-X der Schalter SYNC-SQ# auf ein gestellt. Einen andere Sequenz wird dann erst dann abgespielt, wenn die aktuelle fertig ist.

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