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Eines der Dinge, die für mich als Anfänger in der (elektronischen) Musik völlig neu waren, war der Arpeggiator. Von einem Sequenzer hatte ich schon mal was gehört und darunter konnte ich mir auch was vorstellen.
Also für alle Unwissenden wie mich: ein Arpeggiator spielt die Noten zu mehreren Tasten, die gleichzeitig auf dem Keyboard gedrückt werden, nacheinander ab und das solange, bis man die Tasten wieder loslässt. Um Bewegung in das Ganze zu bringen, kann meist noch der Umfang an Oktaven eingestellt werden und die Oktave zu einer Note wird per Zufall ausgewählt. Auch für die Reihenfolge der Noten kann eine Zufallsfunktion eingestellt werden.
Model D spielt Arpeggios
Mein damaliges Keyboard konnte noch mehr (mein jetziges kann es auch): man konnte eine Hold-Funktion einstellen und musste die Tasten nicht mehr festhalten, damit das Arpeggio weitergespielt wird, bis man andere Tasten(n) drückt. Zusätzlich gab es die Möglichkeit dem Rhythmus mehr Swing zu geben. All das hab ich getan und das Behringer Model D als Klangkörper verwendet.
- Folgende Noten habe ich als Basis gewählt: F, G#, A#, B.
- Damit das Arpeggio auch abgespielt wird, wenn ich keine Tasten drücke habe ich die Hold Funktion eingestellt.
- Als Umfang habe ich drei Oktaven eingestellt und die Zufallsfunktion für die Reihenfolge gewählt.
- Swing habe ich auf 65% gestellt.
- Dann drücke ich die zu den Noten gehörenden Tasten. Um einen Break zu spielen drücke ich dann nur eine Taste und die Note wird mehrfach hintereinander in drei unterschiedlichen Oktaven gespielt.
Und fertig war der Song. Solche Dinge sind heute wirklich sehr einfach (wahrscheinlich auch schon vor 20 Jahren, aber da habe ich es noch nicht gewusst).
Die in dem Patch angezeigten Noten stimmen übrigens nicht. Richtig ist wie oben beschrieben: F,G#,A#,B.
Ein Patch mit VCV Rack
Als ich das damals erstellte Video wieder entdeckt habe, fand ich es so gut, dass ich es mit einem Patch in VCV Rack nachgebildet habe.
- ohne Behringer Model D und statt dessen mit einer Nachbildung durch VULT Module
- ohne den Arpeggiator des Keyboards, der auch durch VCV Module ersetzt wurde.
- einer zusätzlichen Bassstimme, die ebenfalls mit einem Arpeggiator gespielt wird …
- und einer Sequenz, die über Drums gespielt wird.
Da es sich doch um einen recht komplexen Patch handelt und in der Steuerung etwas KnowHow steckt, möchte ich den Patch etwas genauer erklären. Fangen wir mit den einzelnen Stimmen/Instrumenten an.
Hauptstimme
Wie oben schon erwähnt, habe ich versucht den Model D nachzubilden – wenn auch nicht vollständig, aber zumindest die Teile, die mir wichtig sind. Da haben wir also die drei Oszillatoren, die durch die Module BLEAK von VULT nachgebildet werden. Zusammen mit einem Rauschgenerator (NOIS) gehen sie in den Mixer KNOBS. Das gemischte Signal geht dann in den Filter TANGENTS, dessen CUTOFF durch die Hüllkurve SLAP gesteuert wird. Vom Filter geht es in ein weiteres SLAP Modul. Das Modul beinhaltet eine Hüllkurve als auch einen VCA, was dann in diesem Fall auch genutzt wird. Der Ausgang des VCAs geht in eine Effektkette aus Chorus und Reverb
… und dann als Endergebnis in den Hauptmixer.
Der Eingang der Stimme kommt in Form von einem V/OCT Signal (Tönhöhe/Note) und GATE (Tastendruck) entweder vom Keyboard oder vom Arpeggiator, der in VCV Rack aufgebaut wurde. Umschalten kann man das über das Modul RM 5>1×2, das verschiedene Eingänge auf einen Ausgang schaltet. Ich verwende dieses Modul gerne zu diesem Zweck, um die Patches flexibel zu machen und einzelne Stimmen wahlweise über Keyboard oder Sequenzer/Arpeggiator zu spielen.
Bass
Die Bassstimme ist aus Experimenten entstanden, die ich mit dem STRING VCO des Plugins SURGE XT gemacht habe. Ich weiß nicht, ob es so gedacht ist, diesen VCO zu verwenden. Er klingt auch alleine ganz gut. Aber ich habe mich aufgrund von „Ausprobieren“ entschieden, das Signal an einen Filter weiterzugeben, der über eine Hüllkurve gesteuert wird. Bei den Modulen von SURGE XT gibt es einige kleine nette Besonderheiten.
Statt fest definierten Eingängen besitzen fast alle Module die Eingänge MOD 1-4. Diese können mit einem Signal verbunden werden. Über den darüber liegenden Button kann der Eingang dann einem der Regler des Moduls zugewiesen werden und über das Ziehen mit der Maus kann der Bereich eingestellt werden, den das Eingangssignal ändert. In diesem Fall wird der Regler FREQUENCY des Moduls FILTER (die Cutoff Frequenz) über den Eingang MOD 1 verändert. Gespeist wird der Eingang über die Hüllkurve des EG x VCA Moduls.
Eine andere Besonderheit besteht darin, dass es viele Einstellung gibt, die keinen Regler haben. Diese sind über das Display der Module einzustellen. So habe ich die Oktave des STRING VCO auf -2 geändert und den Typ des Moduls FILTER auf LP Cutoff Wrap/2 Stages OJD.
Wie auch schon bei der Leadstimme habe ich einen RM 5>1×2 Schalter vorgesehen, um zwischen Arpeggiator und Keyboard umzuschalten.
Schlagzeug
Für das Schlagzeug habe ich die Drum-Module des Plugins Autodafe verwendet. Sie werden über den Sequenzer GATE-SEQ-64 von IMPROPMT gesteuert. Der Sequenzer kann 64 Schritte insgesamt (pro Sequenz). Da vier Drum-Module angesteuert werden sollen, habe ich den Modus 4×16 eingestellt. Damit stehen 4 mal 16 Schritte zur Verfügung. Jede Reihe „füttert“ eines der Drum-Module. Eine grüne LED bedeutet einen Schlag, der in Form eines Signals am GATE Ausgang bereitgestellt wird. Die Ausgänge der Drum-Module werden durch MIX 4 zusammen gemischt und gehen von da aus in den Hauptmixer.
Steuerung durch Arpeggiator
Die Steuerung des Schlagzeugs durch einen Sequenzer habe ich ja oben schon erklärt. Da die Steuerung der anderen beiden Stimmen durch einen Arpeggiator wesentlich kompliziert ist, habe ich einen eigenen Abschnitt dafür vorgesehen. Im Prinzip ist die Steuerung beider Stimmen ähnlich, die der Lead-Stimme jedoch komplexer. Deshalb werde ich nur die Steuerung der Lead-Stimme erklären.
Hierbei handelt es sich um den SUPER ARPEGGIATOR von Count Modula. Eingabe ist ein polyphones Signal an den Eingängen V/OCT (Tonhöhe) und GATE (Tastendruck). Im Gegensatz zu einem monophonen Signal besteht ein polyphones aus mehreren Einzelsignalen – für jeden Ton eines. Diese Töne werden nacheinander vom Arpeggiator gespielt. Die Geschwindigkeit mit der die Töne gespielt werden, wird durch das externe Signal am Eingang CLOCK bestimmt. Die Reihenfolge wird durch den ersten Regler SEQUENCE festgelegt, der auf ? steht, was bedeutet, dass die Reihenfolge zufällig ist.
Der zweite Regler LENGTH bestimmt die Länge – in dem Fall 8 Positionen. Für jede Postion kann eine Oktave festgelegt werden, indem eines der drei Kästchen im Diagramm markiert wird. Die Töne werden dann nacheinander (in zufälliger Reihenfolge) gespielt und die Oktave wird durch die Positionen bestimmt Bei den ersten vier Tönen wird die Oktave nicht geändert (+0). Dann kommen die nächsten vier Töne und es geht bei Position 5 weiter. Hier werden dann die Oktaven geändert. Danach beginnt das Ganze wieder von vorne.
Will man noch mehr Bewegung rein bringen, dann wählt man eine LENGTH aus, die nicht durch 4 (weil 4 Töne geliefert werden) teilbar ist. Bei 7 werden die Oktaven für die ersten 4 Töne durch die Positionen 1-4 bestimmt, die der nächsten 3 Töne durch die Positionen 5-7 und dann geht es bei 1 weiter für den letzten der 4 Töne weiter. Die nächsten 4 Töne werden dann aus 2-5 gebildet und so weiter.
Das durch den Arpeggiator so veränderte V/OCT Signal geht dann noch einmal in ein OCT Modul, bei dem die Oktave nochmals durch einen Zufallsgenerator (RND) im Bereich von zwei Oktaven geändert wird und von dort zur Lead-Stimme geht, wo dann es dann die Tonhöhe dieser bestimmt. Das GATE Signal wird parallel über entsprechende Kabel übertragen.
Damit der Arpeggiator funktioniert, benötigt er ein polyphones V/OCT und GATE Signal. Um dieses zu erzeugen, werden mit dem Modul CHORD-KEY vier einzelne Töne (die auf der symbolischen Tastatur markiert werden) erzeugt und dann durch das Modul MERGE zu einem polyphonen Signal zusammen gemischt. In CHORD-KEY können mehrere Tastenkombinationen abgelegt werden, die über den Regler INDEX ausgewählt werden können. Das wird in diesem Fall auch getan. Es gibt einmal die Töne F G# A# B, dann F F F F und B B B B, die als Break verwendet werden. Der Index kann auch über eine Steuerspannung an dem Eingang 0-2V eingestellt werden. Dieser wird mit einer von drei Spannungen versorgt, die über die Module bernoulli gate, 8VERT, MIX eingestellt wird. Das Modul bernoulli gate sorgt dabei für die Zufallskomponente. Hier wird das Eingangssignal an jeweils einer der beiden Ausgänge OUT A oder OUT B übertragen. Die Wahrscheinlichkeit lässt sich mit dem Regler einstellen. Der rote Regler entscheidet über Break ( F F F F und B B B B) oder Melodie ( F G# A# B) und der grüne darüber, wenn ein Break gespielt wird, welcher der beiden es sein wird.
Mixing und Effekte
Alle drei Stimmen gehen in den MIXMASTER und werden dort zu einem Signal zusammen gemischt. Dieses geht an das Modul AUDIO zur Ausgabe an die Soundkarte. Der MIXMASTER ist um den AUXPANDER erweitert, an dem die beiden Effektmodule Plateau und AMBUANCE (beides Reverbs) hängen. Statt das Signal nach dem Mixer durch die Effekte zu schleifen, hat das den Vorteil, dass die Effekte individuell für jeden Eingang/jedes Instrument hinzu gemischt werden können. Ich habe das ursprünglich so gemacht, um zwischen den beiden Reverb-Effekten umschalten zu können, damit ich sie vergleichen kann. Aber hier verwende ich den AMUANCE für das Schlagzeug und Plateau für die anderen beiden Stimmen.
Taktgeber
Hier wird das Modul CLOCKED von IMPROMT verwendet, was den Vorteil hat, dass es drei verschiedene Ausgänge hat, die verschiedenen eingestellt werden können. Über den oberen Knopf kann die Gesamtgeschwindigkeit eingestellt werden – 87 BPM in diesem Fall. Dann gibt es drei Reihen, eine für jeweils einen Ausgang. Die erste steuert Bass und Schlagzeug, die zweite die Lead-Stimme. Bei beiden habe ich den Wert für SWING erhöht, aber unterschiedlich stark eingestellt. Mit den PW Reglern wird die Pulsweite des Signals eingestellt. Wenn diese größer ist, dass entspricht das einem längeren Tastendruck und die Note wird länger gehalten. Die RATIO ist auf X4 eingestellt. Damit werden vier Noten pro Beat gespielt.
Der dritte Ausgang sorgt für das Einfügen eines Breaks und geht an das erste bernouli gate. Er ist auf /8 eingestellt. Ein Break kann somit alle 8 Takte durch einen Wechsel des Arpeggios stattfinden, wenn der Zufall des bernouli gates es denn will.
Download
Da ich den Patch gelungen fand, habe ich ihn auf patchstorage hoch geladen. Von dort kann er auch heruntergeladen werden.
https://patchstorage.com/swinging-arpeggios/ (Link auf externe Seite)