Polyphone Monotonie in Stereo

Der Patch Eine Sequenz, 9 VCOs und 3 Delays mit dem Delay CHRONOBLOB2, oder besser gesagt mit dreien davon, hat mir großen Spaß gemacht. In den letzten Tagen ist ein weiterer Patch entstanden, der ähnlich arbeitet und mir mindestens genauso viel Spaß macht. Dabei sind mehrere Dinge zusammen gekommen und ich habe wieder einige neue Erfahrungen gemacht. Doch von Anfang an …

Behringer 2600

Ein neuer Synthesizer hat meine Sammlung erweitert – der Behringer 2600. Ich habe mich schon lange mit dem Gedanken getragen, mir dieses Modell zuzulegen. Aber irgendwie konnte ich mich nicht richtig dazu durchringen, weil mir der Sound in vielen Videos, die ich mir angeschaut habe, nicht gefallen hat. Auf der anderen Seite hat der Synth, dessen Design aus den 70er Jahren stammt, eine berühmte Historie (zwar nicht genau dieser – es ist nur einer der vielen Nachbauten) und es gibt viele Patches dazu. Im Gegensatz zu meinen anderen beiden Synths ist er auch gut mit Patchpoints versorgt und hat einige Module, die ich (zumindest in Hardware) noch nicht kenne. Das bietet jede Menge Möglichkeiten neue Erfahrungen zu machen. Und ja, es gibt auch einige Videos, da gefällt mir der Sound.

Also da war er nun mit seinen vielen bunten Lichtern. Und ich habe ihn ausprobiert und erste Sounds damit erstellt und einen Patch mit VCV Rack erstellt, um zu testen, mit welchem Reverb er wohl am besten klingt. Da ich gerade den letzten Beitrag (Komplexe Wellenformen mit nur einem VCO) geschrieben hatte, kam ich auf die Idee, doch genau diesen Patch mal mit dem 2600 „nachzustecken“.

Patch Behringer 2600

Im Prinzip ganz einfach – SAW und SINE Ausgang von VCO2 gehen in den Filtereingang von VCO1 und VCO3 und ersetzen diese damit. Man hätte hier auch VCO1 und VCO3 nutzen können – wo sie schon mal da sind. Aber dann hätte man die Frequenz absolut synchron einstellen müssen. So ist es einfacher.

Und dann wie immer – etwas auf dem Keyboard geklimpert, eine Sequenz erstellt – ohh ja – klingt super.

Zusammen mit VCV Rack VCOs

Also rein mit der Sequenz in den VCV Rack Sequenzer FOUNDRY. Dann habe ich probiert, wie es wohl zusammen mit dem Patch aus VCV Rack (Komplexe Wellenformen mit nur einem VCO) klingt.

Das hat sich gar nicht so gut angehört. So als ob eine ganz andere Melodie gespielt wird. Und tatsächlich, das Modul HOT TUNA zeigt andere Noten an, wenn der Ton vom 2600 gespielt wird. Der Grund war ziemlich schnell klar. Ich hatte den VCO des 2600 nicht auf C4 gestimmt, sondern nur so, dass er sich gut/stimmig anhört. Bei einem C4 auf dem Keyboard hat er dann ein A4 gespielt. Das ist dann mit Hilfe von HOT TUNA leicht zu lösen: Einer der Ausgänge des VCOs wird an den Mixer gesteckt. Dann wird auf dem Keyboard C4 gedrückt und die Frequenz des VCOs so eingestellt, bis HOT TUNA C4 anzeigt.

Und nun … haben sowohl der 2600 als auch der VCV Patch die falschen Noten gespielt. Die Töne an sich haben schon gestimmt, aber die Sequenz hat sich nicht mehr so wie vorher angehört. Aber ja klar. Die Sequenz habe ich ja ebenfalls nach Gehör erstellt und da hat der 2600 noch bei einem C4 ein A4 gespielt. Also musste ich auch die Notenwerte der Sequenz entsprechend verschieben – transponieren. Zum Glück geht das mit FOUNDRY sehr leicht über einen Regler.

Jetzt hat es gepasst und die beiden Stimmen haben sich ähnlich angehört. Aber irgendwas stimmte immer noch nicht. Der 2600 war immer etwas später dran. Ja, die berühmte Latenz. Also die Zeit, die der Ton braucht, bis er vom Audiointerface im PC angekommen ist und von dort wieder zurück zum Audiointerface, um ihn dann abzuzspielen. Die zweite Strecke hat man auch bei Instrumenten in VCV Rack selbst, die erste nur bei externen Instrumenten. Hier hat es dann geholfen, die Puffergröße etwas runter zu setzen.

Nachdem dann beide Stimmen gut zusammen geklungen haben, kamen noch zwei weitere hinzu: gleicher Patch andere Einstellungen. Und es kamen auch noch weitere Sequenzen dazu, die auf der ersten basieren. Und ja, natürlich CHRONOBLOB2 als Delay für jede Stimme.

Hier der erste spontane Video:

Behringer 2600 mit VCV Rack Instrumenten – erster Take – externer Link auf YouTube Video

Ich finde, dass dieser erste Take am besten gelungen ist – Anfängerglück. Aber der Patch war in VCV ja nur mal so zusammengebaut. Hier waren ja noch jede Menge überflüssige Module drin, wo ich einfach mal was ausprobiert hatte. Da war noch einiges zu tun, um ihn auf Patchstorage zu veröffentlichen. Und außerdem wollte ich auch eine Version ohne 2600, die Leute nutzen können, die keinen Behringer 2600 oder ähnliches haben.

Den Patch rund machen

Also habe ich überflüssige Module entfernt, Module verschoben, Beschriftungen eingefügt, Sequenzen verschoben und eine weitere Stimme hinzugefügt, die den 2600 ersetzen kann.

Letzteres ist mir nicht so richtig gelungen. Ich habe lange probiert, verschiedene Plugins von VULT, Bogaudio, VCV versucht. Aber so wie es auf dem 2600 klingt, so bekomme ich es nicht hin. Letztendlich bin ich bei meiner ersten Version geblieben. Hier habe ich den gleichen Patch, wie bei den anderen Stimmen verwendet, aber mit anderen Werten und zusätzlich ein Federhall Reverb und eine zweite Hüllkurve hinzugefügt. So ist es auch auf dem 2600 vorhanden ist.

Endgültiger Patch – nur VCV Rack Instrumente – externer Link auf YouTube Video

Den gleichen Patch kann man über einen Schalter (RM 2>1 x2) mit dem Behringer 2600 spielen – oder irgendeinem anderen extern Synth, der über Midi gespielt werden kann und über Audiointerface angebunden werden kann.

Hier das Video zur 2600 Variante:

Endgültiger Patch – mit Behringer 2600 – externer Link auf YouTube Video

Wie man den Patch „spielt“

Der Patch läuft nicht von alleine, obwohl ein Sequenzer daran beteiligt ist. Im Prinzip ist in den Videos schon zu sehen, wie es geht. Synth 1 ist am Anfang schon im Mixer aktiviert und spielt die Grundmelodie, ohne die Tonhöhe zu ändern, nachdem der Sequencer über den Taktgeber (CLCK) gestartet wurde. Die Sequenz geht von Anfang bis Ende durch und stabilisiert so das Stück.

Als erstes kommt dann das Delay CHRONOBLOB2 von Synth 1 dazu (Feedback und Dry/Wet erhöhen), welches die gleiche Sequenz nochmal verzögert spielt. Durch das Umschalten des Delaymodus auf Single with send/return werden die beiden Stimmen auf die Stereokanäle verteilt.

Dann kommen nach und nach die Stimmen der anderen Synths hinzu, indem sie im Mixer hoch geregelt werden. Auch hier wird dann das Delay und der „Stereomodus“ wie beim ersten Synth eingeschaltet.

Wenn alle vier Stimmen vollständig aktiviert sind, dann wird mit den Oktaven von Synth 2 – Synth 4 gespielt. Hier ist darauf zu achten, Unterschiede in der Tonhöhe zu generieren, damit zwei Stimmen sich nicht in die Quere kommen und so gut zu hören sind.

Zwischen drin kann man auch mal den „Stereomodus“ der ein oder anderen Stimme ausschalten (und später wieder einschalten), was dann so wirkt, als ob sie nach vorne gebracht wird. Auch das (teileweise) Ausblenden von Stimmen über den Mixer kommt gut.

Etwas schwierig ist es, einen Schluss zu finden. In der ersten Version habe ich dazu einfach den Hauptregler im Mixer langsam nach unten gezogen und so die Musik langsam ausgeblendet. Hält man den Sequenzer einfach an, dann kommt es zu einem unsanften Abbruch, bei dem das ein oder andere Delay noch nachklingt. Am besten ist es deshalb, zuerst die Delays abzuschalten (Dry/Wet auf 0, und Delaymodus auf Dual) und dann die Sequenz durch Stoppen der Clock (CLKD) anzuhalten. Das sollte geschehen, wenn der Sequenzer keine Note spielt, sich also nicht auf einer grünen LED befindet.

Man könnte das jetzt auch alles automatisieren. Aber das nimmt einem den Reiz an der ganzen Sache. Auch wenn die Noten automatisch gespielt werden, kann man durch das Einstellen der Regler, den Ablauf bestimmen und interessante Tonfolgen erzeugen – oder aber auch Dinge tun, die dann doch nicht so gut klingen.

Da mir der erste Take gut gefallen hat, habe ich das Video analysiert und die Schritte aufgeschrieben – das Arrangement sozusagen. Ich habe dann versucht, dass mit den neu erstellten Patches nachzuspielen. Das habe ich dann jedoch schnell sein gelassen, da ich gemerkt habe, dass es doch recht schwierig und nervig ist, zu versuchen, genau das zu reproduzieren. Durch die Anspannung macht man dann immer mehr Fehler und wird dadurch noch angespannter. Ich weiß, dass kann man trainieren, aber letztendlich ist es dann auch nichts anderes, als ein „Automatisieren“, was dann immer wieder zum gleichen Ergebnis führt. Damit vermeidet man zwar Dinge, die nicht gut klingen. Aber man verpasst auch die Chance neue Dinge zu entdecken.

Also habe ich für die Videos des Nachfolge-Patches immer wieder neue Versionen gespielt und dann die beste ausgesucht.

Wer es selbst versuchen will, der findet den Patch auf patchstorage.com: https://patchstorage.com/polyphone-monotonie-in-stereo/ (Link auf externe Webseite)

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