Der Einstieg in VCV Rack ist echt einfach – so empfand ich es zumindest. Man findet im Netz einige Quellen, die einem dabei helfen. Doch dann kommt erst mal ein großes schwarzes Loch. Zwischen einfachen Patches und seitenfüllenden Patches ist wenig zu finden.
Mir ging es nach ersten Patches zur subtraktiven Synthese darum, verschiedene Instrumente zu erstellen, mit denen ich dann ein komplettes Stück zusammen setzen kann. Damals war ich noch der Meinung, dass ich dazu unbedingt die Module anderes verkabeln muss und wahrscheinlich zusätzliche Module brauche. Aber das habe ich ja schon im vorherigen Beitrag beschrieben.
Da modulare Synthesizer auch als Hardware vorkommen, habe ich meine Suche nach Patches ausgeweitet: Synthetic Sound Exploration – Die Erkundung der Möglichkeiten elektronischer Klangerzeugung! Dabei bin ich auf die Webseite Modular-Planet gestoßen, auf der zahlreiche Patches zu verschiedenen Instrumenten zu finden waren. Also genau das, was ich gesucht habe. Die Patches sind für Module von Doepfer gedacht. Diese Module bestehen aus echter Elektronik und es gibt keine Nachbildung in VCV Rack. Aber was solls – VCO, VCF, ADSR, VCA … – all das gibt es ja in VCV Rack. Sollte also kein Problem sein – dachte ich …
Da ich Blasmusik mag (Jazz), fiel die Wahl auf ein Brass-Pad. Hier der Link zum Patch:
http://www.modular-planet.de/instruments/brasspad/brass-pad.html (externer Link)
Nachbau in VCV Rack
Zwei VCOs mit Sägezahn gehen in einen Mixer, ein ADSR EG, der die Frequenz des ersten steuert, ein durch ein ADSR EG Modul gesteuerter Filter und ein durch ein weiteres ADSR EG Modul gesteuerter VCA.
Das war schnell in VCV Rack aufgebaut:

Die Einstellung war dann schon etwas schwieriger. Die Regler der Doepfer Module haben nur einen Bereich von 0-10 und zeigen nicht den wahren Wert an, der dahinter steckt. Aber diese Werte stehen im Blockschaltbild, das auf der Webseite von Modular-Planet über dem Patch abgebildet ist. Sie lassen sich dann leicht auf die VCV Module übertragen.
Das Ergebnis war dann überraschend. So überraschend, dass ich mich nicht getraut habe, es in meinen You-Tube-Kanal zu packen. Aber hören Sie selbst:
Für die denjenigen, die es selbst ausprobieren möchten hier der Patch:
So schräg das auch klingt, hier steckt eine wichtige Erkenntnis drin:
Andere Module klingen anders und müssen anderes eingestellt werden.
Auch das hatte ich ja schon in meinem letzten Blog geschrieben. Hier ist jetzt ein weiteres Beispiel dazu.
An dieser Stelle will ich mal VCV Rack loben. Nein nicht wegen dem schrägen Sound dieses Patches (wofür VCV Rack natürlich nichts kann), sondern dafür, wie einfach es ist, damit ein Video zu erstellen, wie das obige. Dazu ist keine Drittsoftware notwendig. Man packt einfach das Modul REC in den Patch und verbindet es mit dem Audiosignal. Dann kann im Kontextmenü des Moduls ein Dateityp (Audio- oder Videodateitypen stehen zur Auswahl) und ein Dateiname eingestellt werden. Ein Klick auf Record startet und stoppt dann die Aufnahme – fertig ist das Video zum Patch.
Ein zweiter Versuch
Oft sind es kleine Veränderungen, die etwas bewirken. Also habe ich versucht, an den Reglern zu drehen und einige Einstellungen nach Gehör anzupassen:
- Beim Patch war angegeben, einen von den beiden VCO leicht zu verstimmen. Diese Verstimmung habe ich etwas angepasst/verringert, damit es nicht ganz so schräg klingt.
- Dann habe ich beim Filter die Resonanz herunter gedreht und auch die Cutoff-Frequenz niedriger eingestellt.
- Die dritte Änderung bestand darin, das Modul MIDI->CV auf Polyphony einzustellen, so das mehrere Noten gleichzeitig gespielt werden können. Das sorgt nicht nur dafür, dass Akkorde gespielt werden können, sondern auch dafür, dass bei einzelnen Noten die nächste angespielt werden kann, ohne dass der Ausklang der vorherigen abgebrochen wird.
Der Patch ist also an sich der gleiche geblieben, weshalb ich ihn hier nicht nochmal abbilde. Die Regler stehen jedoch an anderen Postionen und VCV Rack verwendet jetzt polyphone Signale, was durch dickere Kabel dargestellt wird. Aber all das kann man auch in dem Video sehen:
Das klingt schon besser. Obwohl der Quitschige Anteil immer noch vorhanden ist, höre ich da doch schon einen Ansatz von „Brass“ – gerade, wenn zwei oder mehr Töne gleichzeitig gespielt werden.
Hier der Link zum Patch
Aber – es wird noch besser.
Der dritte Versuch
Hier habe ich dann doch tiefgreifendere Veränderungen vorgenommen:
- Das Quitschige kommt wohl durch die Änderung der Frequenz, die vom ersten ADSR EG Modul vorgenommen wird. Also: weg damit.
- Statt dessen habe ich den zweiten VCO um ungefähr eine Oktave tiefer gestimmt. Wichtig ist, dass es nicht genau eine Oktave ist, damit die beiden VCOs immer noch leicht gegeneinander verstimmt sind.
- Und um dem ganzen etwas Raum zu geben, ist ein Reverb-Modul dazugekommen. Dazu eignet sich das Modul Plateau immer wieder gut.
Also ich würde sagen: das klingt zwar nicht so wie das Beispiel auf Modular-Planet mit den Doepfer Modulen. Nein es klingt sogar besser. Ok, ich habe ein Reverb verwendet, was ziemlich stark auf den Klang einwirkt. Aber warum nicht.
Das passiert mir mit VCV Rack oft, dass ich versuche etwas nachzubilden und dass dann etwas ganz anderes dabei raus kommt, mit dem ich aber trotzdem sehr zufrieden bin. So gesehen eine gute Sache, denn damit habe ich was neues geschaffen und nicht das vorhandene kopiert. Das vorhandene war nur der Ausgangspunkt.
Hier noch der Link zu dem letzten Patch: